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Das Wochenbett – Mit Ruhe zur Kraft

Die ersten sechs bis acht Wochen nach der Entbindung werden als Wochenbett (Lateinisch: Puerperium) bezeichnet. In dieser Zeit erholt sich die frischgebackene Mama von den körperlichen und seelischen Strapazen der Geburt. Aber was genau geschieht während dieser Phase mit deinem Körper? Brauchst du wirklich eine Hebamme? Und warum lohnt es sich gerade jetzt, mehrere Gänge runterzuschalten? Ich habe für dich Antworten zu allen wichtigen Fragen rund ums Wochenbett zusammengetragen.

familie zusammen im wochenbett

Das Wochenbett in zwei Phasen

Ärzte und Hebammen teilen das Wochenbett in zwei Phasen ein: Früh- und Spätwochenbett. Das Frühwochenbett sind die ersten sieben bis zehn Tage nach der Geburt. Halte dich als neue Mutter währenddessen vorwiegend im Bett auf. So regenerierst du dich am besten von den Anstrengungen der Geburt und deine Geburtswunden heilen schneller. Bereits im Frühwochenbett fängt deine Gebärmutter an, sich zurückzubilden. In dieser Zeit sind Nachwehen keine Seltenheit. Darüber hinaus beginnt die Milchbildung und der sogenannte Wochenfluss (ein Wundsekret aus restlichem Blut, Plazentagewebe und Schleim) setzt ein. Dieser entsteht bei der Wundheilung der Gebärmutter.

Ab dem elften Tag beginnt die zweite Phase: das Spätwochenbett. In dieser Zeit ist für dich weiterhin Schonen angesagt. Geburtswunden müssen nach wie vor verheilen und der Wochenfluss kann ebenfalls noch mehrere Wochen anhalten.

Hilfe, mein Körper verändert sich – schon wieder!

Während der Schwangerschaft hat sich dein Körper verändert und ebenso geschieht es nach der Geburt. Hormonelle Veränderungen stehen an und bringen zum Beispiel deinen Milcheinschuss in Gang oder tragen zur Rückbildung deiner Gebärmutter bei.

Während der Geburt wird deiner Beckenbodenmuskulatur einiges abverlangt. Eventuell wird sie sogar verletzt, was zu Rückenschmerzen oder einer Blasenschwäche führen kann. Um die Regeneration deines Beckenbodens zu fördern, ist es wichtig, dass du ihn entlastest. Während des Wochenbetts kann dir deine Hebamme einfache Übungen zeigen, um deine Beckenbodenmuskulatur wieder zu stärken. Intensivere Rückbildungsgymnastik sollte frühestens sechs Wochen nach der Geburt auf deinem Trainingsplan stehen.

Die Antwort auf all deine Fragen? Deine Hebamme!

Eine Hebamme ist für die Wochenbettbetreuung unerlässlich. Besonders, wenn du zum ersten Mal Mutter geworden bist, ist eine Hebamme wirklich hilfreich. Sie ist nicht nur für die Untersuchungen deines Babys und deiner Geburtswunden zuständig, sie kann dir und dem Vater vor allem alle auftauchenden Fragen beantworten und so Unsicherheiten nehmen.

hebamme sitzt neben einer stillenden mutter

Bist du gesetzlich versichert, hast du in folgendem Umfang Anspruch auf die Nachsorge durch eine Hebamme:

  • Bis zum 10. Lebenstag: 1 täglicher Besuch
  • Bis zur 8. Woche: 16 weitere Besuchstermine
  • Bei Still- und Ernährungsproblemen können weitere Termine in Anspruch genommen werden.

Wann und wie du am besten mit der Suche einer Hebamme beginnst, erklärt dir Laura in ihrem Artikel über die Hebammensuche.

Komplikationen im Wochenbett

Die Mehrheit junger Mütter durchlebt das Wochenbett ohne gesundheitliche Probleme. Es können jedoch durchaus Komplikationen auftreten. Ich verrate dir welche und gebe dir Tipps, wie du am besten mit ihnen umgehst.

Milchstau

Bei einem Milchstau schmerzt und spannt die Brust. Möglicherweise ist die Haut gerötet, Knötchen sind tastbar und Fieber tritt ein. Falls die Symptome über mehrere Stunden anhalten und sich verschlechtern, solltest du einen Arzt aufsuchen. Ein Milchstau kann schnell zu einer Brustentzündung führen.

Wochenbettfieber (Kindbettfieber)

 Eine verzögerte Rückbildung der Gebärmutter kann unter Umständen das sogenannte Wochenbettfieber auslösen. Typische Symptome hierfür sind unter anderem: Fieber mit Schüttelfrost, Unterleibsschmerzen, unangenehm riechender Wochenfluss, Übelkeit oder Erbrechen. Beim Wochenbettfieber handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die mit Antibiotika behandelbar ist.

frau im bett hält ein fieberthermometer in der hand

Grundsätzlich ist immer Vorsicht geboten, wenn du Fieber während des Wochenbetts bekommst. Gehe lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu wenig.

Stimmungskrisen im Wochenbett

Nicht nur körperlich, auch psychisch kann das Wochenbett der frisch gebackenen Mama zusetzen. Häufig erwartet ihr Umfeld eine freudenstrahlende Mutter, jedoch ist vielen Frauen nach der Geburt ganz anders zumute. Unter Umständen können sich ernstzunehmende Krankheiten entwickeln. Familie und Freunde sollten den Gemütszustand der Mutter aufmerksam beobachten. Bei psychischen Veränderungen, die über eine Woche anhalten, ist es ratsam professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Einfach zum Heulen: der Baby Blues

 In der Regel erwischt er dich in den ersten drei Tagen nach der Geburt: der Baby Blues. Als junge Mutter reagierst du sensibler und gereizter, hast mit Stimmungsschwankungen und Tränen zu kämpfen. Nicht umsonst werden diese Tage auch Heultage genannt. Lass dich davon nicht verunsichern! Schuld ist das Schwangerschaftshormon HCG. Dein Körper fährt wieder in den Nicht-Schwanger-Modus zurück, was deine wechselnden Gefühlszustände auslöst. Der Baby Blues hält gewöhnlich circa eine Woche an.

Oft erst spät erkannt: die Wochenbettdepression weinende frau hält baby auf dem arm

Im Gegensatz zum Baby Blues hält die Wochenbettdepression (oder auch postpartale Depression) länger an. Es ist nicht einfach, sie frühzeitig zu erkennen, da sie sich langsam entwickelt. Zu Beginn des Wochenbetts wird sie oft als Baby Blues gedeutet, weil sich die Symptome sehr ähneln. Eine postpartale Depression kann sogar erst 6 bis 12 Wochen nach der Geburt eintreten.
In Deutschland sind circa 10 bis 15 Prozent der jungen Mütter von einer Wochenbettdepression betroffen. Sie leiden zum Beispiel unter Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Panikattacken oder Minderwertigkeitsgefühlen. Oft empfinden sie für das Neugeborene keine Liebe und schämen sich dafür.

Im Gegensatz zum Baby Blues muss die Wochenbettdepression in jedem Fall behandelt werden: Es handelt sich um eine ernstzunehmende Krankheit!

Extrem selten, aber sehr ernst zu nehmen: die Wochenbettpsychose

Wochenbettpsychosen sind sehr selten. Nur circa 0,1 Prozent der jungen Mütter bekommen sie. In den meisten Fällen macht sich die postpartale Psychose zwischen der zweiten und vierten Woche nach der Geburt plötzlich bemerkbar. Betroffene verlieren dabei ihren Realitätssinn, sind verwirrt, haben Wahnvorstellungen und Halluzinationen.

Eine Wochenbettpsychose kann durchaus eine Gefahr für die junge Mutter, ihr Neugeborenes und ihr Umfeld darstellen. Deswegen ist es umso wichtiger, bei dem Verdacht auf eine Wochenbettpsychose, so früh wie möglich medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Krankheit wird in der Regel zunächst stationär im Krankenhaus behandelt.

Du hast gerade ein Kind geboren – also sei egoistisch!

 Nicht selten fällt es jungen Müttern schwer, Hilfe anzunehmen. Sie gehen davon aus, direkt so weitermachen zu können, wie vor der Geburt. Sei dir bewusst, dass eine Geburt kein Spaziergang ist. Gleiches gilt für die Regeneration deines Körpers im Wochenbett. Nutze diese wohlverdiente Auszeit, um dich zu erholen, dein Baby kennenzulernen und dich mit der neuen familiären Situation vertraut zu machen. Das Wochenbett heißt nicht umsonst Wochenbett. Deine Gesundheit und die deines Babys stehen nun an erster Stelle!

baby liegt dem oberkörper seiner mutter

Damit du im Wochenbett nicht zu kurz kommst, habe ich dir eine Liste mit hilfreichen Tipps erstellt. So stärkst du deinen Körper und erholst dich gleichzeitig:

Entspannt durch’s Wochenbett: 7 wertvolle Tipps

  1.  Relax, Baby!
    Übernimm dich nicht und lass alles ruhig angehen. Orientiere dich dabei an dieser Regel: 7 Tage im Bett, 7 Tage auf dem Bett und 7 Tage um das Bett herum.
  2.  Lerne Hilfe anzunehmen
    Nimm jegliche Hilfe an, die dir angeboten wird. Es ist wirklich ein tolles Geschenk, wenn sich Verwandte oder Freunde anbieten, um etwas zu kochen, die Wäsche zu waschen oder einen Einkauf zu erledigen.
  3. Hygiene ist das A und O!
    Achte gründlich auf deine Hygiene. Wechsle zum Beispiel in den ersten Tagen nach der Geburt die Wochenbetteinlage alle zwei bis drei Stunden. So verhinderst du Infektionen und deine Geburtswunden können problemlos heilen.
  4. Wohlfühlfaktor Hebamme
    Eine hilfreiche und zuverlässige Hebamme kann dich ungemein unterstützen und von Sorgen befreien. Solltest du dich mit deiner Hebamme nicht wohlfühlen, musst du dies klären und gegebenenfalls eine neue aufsuchen.
  5. Bestmögliche Wundheilung
    Um den Wundheilungsprozess nicht unnötig aufzuhalten, empfiehlt es sich, im Frühwochenbett nur im Liegen zu stillen.
  6. Besuch kann warten
    Besuch von Verwandten und Freunden kann nicht nur dich, sondern auch dein Baby stressen. Die Freude ist nun bei allen groß, aber werde zuallererst dir gerecht und nicht den anderen. Plane Besuchszeiten deshalb lieber sparsam ein.
  7. Vergiss den Vater nicht
    Nicht nur du, sondern auch der Vater muss sich erst an die neue Situation mit Baby gewöhnen. Vor allem während des Baby Blues solltest du Nachsicht mit ihm haben. Schließlich kann er deine Gedanken nicht lesen. Sage ihm, wie du dich fühlst und was du denkst – es wird euch beiden ungemein helfen.
    Gleiches gilt übrigens für Kinder, die nun ein jüngeres Geschwisterchen bekommen haben.

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