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Baby Blues oder Wochenbettdepression: So erkennst du den Unterschied!

Nach einer Geburt herrscht das pure Mutterglück – oder? Bei dir sieht es irgendwie anders aus und du bist eher niedergeschlagen als euphorisch? Damit bist du nicht allein! Viele neue Mütter fühlen sich nach der Geburt im Wochenbett alles andere als glücklich und zufrieden. Die entscheidende Frage lautet jetzt: Handelt es sich um den typischen Baby Blues oder um eine ernstzunehmende Wochenbettdepression (auch: postpartale/postnatale Depression)? Ich erkläre dir die Unterschiede, welche Wege es aus der Wochenbettdepression gibt und wie und wo du Unterstützung findest.

Jede zweite Mutter erlebt den Baby Blues

 Innerhalb der ersten drei Tage nach der Geburt kann es passieren: der Baby Blues ergreift dich! Von einem auf den anderen Tag macht sich ein Stimmungstief breit. Mit Sicherheit verunsichern dich diese Stimmungsschwankungen und du fragst dich: Wie bin ich auf einmal im Tal der Tränen gelandet? Sollte ich jetzt nicht der glücklichste Mensch auf Erden sein?

traurige frau während des babyblues

Sei zunächst nicht beunruhigt! Jede zweite Mutter hat nach der Geburt mit Gefühlen dieser Art zu kämpfen. Doch woran liegt das? Da du nun nicht mehr schwanger bist, verändert sich dein Körper. Der Hormonabfall setzt ein und sorgt für ein Gefühlschaos. Hinzu kommt das stetige Schlafdefizit, das die Stimmung ebenfalls negativ beeinflussen kann.

Typische Baby Blues-Symptome

  • häufiges Weinen, ohne ersichtlichen Grund
  • Reizbarkeit
  • Sorgen und Ängste
  • Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsstörungen
  • Ungeduld
  • starke Erschöpfung
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit

Die aufgeführten Symptome können nur einige Minuten, aber auch bis zu mehreren Stunden anhalten. In der Regel wird der Baby Blues nicht behandelt und hält circa eine Woche an.

Nieder mit den Stimmungsschwankungen: 5 Tipps gegen den Baby Blues

mutter und baby schlafen nebeneinander

Ganz entkommen kannst du dem Baby Blues natürlich nicht, aber es gibt Möglichkeiten, ihm entgegenzuwirken:

  1. Schlaf ist heilig
    Versuche selbst zu schlafen, wenn dein Baby gerade schlummert. So tankst du Kraft – und die brauchst du momentan mehr denn je!
  2. Iss ausreichend und regelmäßig
    Die neue Lebenssituation verlangt dir und deinem Körper viel ab. Isst du zu wenig, fällt dein Blutzuckerspiegel und das kann auf die Stimmung schlagen. Sorge dafür, dass du auch zwischendurch deine Energiereserven auffüllst.
  3. Meide zu hohe Erwartungen
    Die perfekte Mutter zu sein, die alles richtig macht, ist unmöglich. Deshalb erwarte nicht zu viel von dir – denn das endet nur in Stress und Unzufriedenheit. Gib so viel, wie es dir im Moment möglich ist.
  4. Lass dir die Arbeit abnehmen
    Mit einem Neugeborenen ist es schwierig nebenbei den Haushalt zu schmeißen. Bitte Verwandte oder Freunde dir dabei zu helfen (Einkaufen, Kochen, Wäsche bügeln). So bist du entspannter und kannst dich besser regenerieren.
  5. Verzichte auf Besucherscharen
    Viel Besuch kann für dich und deine Familie Stress bedeuten. Überlege, wen du wirklich sehen willst und wer noch warten kann.

Wann wird der Blues zur Wochenbettdepression?

Nicht selten wird eine Wochenbettdepression erst im Nachhinein erkannt. Die Ursache hierfür liegt in ihrer oft schleichenden Entwicklung. Sie kann sogar erst 6 bis 12 Wochen nach der Geburt eintreten. In Deutschland leiden etwa 10 bis 15 Prozent der Mütter an der sogenannten postpartalen Depression. Häufig gehen die Gedanken zunächst in Richtung Baby Blues, da sich die Symptome sehr ähneln. Dauern die Symptome jedoch länger als eine Woche an, ist dies ein erster ernstzunehmender Hinweis auf eine postpartale Depression.

mutter mit wochenbettdepression sitzt neben babybett

Allerdings gibt es auch stärker ausgeprägte Symptome einer Wochenbettdepression. Du solltest dir den Rat eines Experten holen, wenn du…

…Panikattacken hast.

…jegliches Interesse an Familie und Freunden verloren hast.

…keine Beziehung zu deinem Neugeborenem aufbauen kannst bzw. das Gefühl hast, es nicht lieben zu können.

…das Kind zwar verpflegst, aber keine Freude dabei empfindest.

…dir selbst oder dem Kind Schaden zufügen möchtest.

 Leidest du unter einem oder mehreren dieser Symptome, solltest du dich einem Arzt anvertrauen. Eine Wochenbettdepression muss in jedem Fall professionell behandelt werden!

Ursachen einer postpartalen Depression

 Die Ursachen einer Wochenbettdepression sind sehr vielfältig. Sie kann sich beispielsweise aus einer traumatischen Geburt entwickeln oder durch Schwierigkeiten beim Stillen. Auch zuvor bestehende Depressionen bzw. psychische Erkrankungen können zu einer Wochenbettdepression führen. Weitere mögliche Auslöser sind die erhebliche Veränderung der Lebenssituation, starker Schlafmangel oder die hormonelle Umstellung.

 Aber auch soziale Faktoren, wie Probleme in der Partnerschaft oder Familie, fehlende Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld oder eine finanziell schwierige Situation können eine postpartale Depression bei Müttern hervorrufen.

Die Depression kann sogar aus rein körperlichen Ursachen heraus entstehen, wie:

  • Eisenmangel
  • Toxoplasmose (eine durch Parasiten verursachte Infektionskrankheit)
  • Schilddrüsenstörungen
  • Komplikationen bei der Geburt
  • Medikamente, wie zum Beispiel Beta-Blocker, Abstillmittel oder Anti-Rheumamittel

Mütter, die bereits in der Vergangenheit an depressiven Verstimmungen litten oder zuvor schon einmal eine Wochenbettdepression hatten, tragen ein erhöhtes Risiko (erneut) zu erkranken.

So findest du einen Weg aus der Depression

Wie bereits erwähnt, ist die Wochenbettdepression eine ernstzunehmende Krankheit und muss behandelt werden. Jedoch tun sich viele betroffene Frauen schwer damit, sich einzugestehen, dass sie Hilfe brauchen. Oder sie denken, dass sie nicht behandlungsdürftig sind. Der Gang zum Arzt ist häufig der schwerste Schritt.
Wenn du dich davor scheust, sofort einen Arzt aufzusuchen, vertraue dich zunächst Verwandten oder Freunden an. Erzähle ihnen, welche Gedanken in dir vorgehen, und dass du möglicherweise an einer Wochenbettdepression leidest. Wer von Freunden und Familie unterstützt wird, dem fällt es leichter, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten habe ich als betroffene Mutter?

Da eine Wochenbettdepression unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann, gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten. Basis ist jedoch immer eine Psychotherapie. Deinen Partner oder deine Familienangehörige solltest du auf jeden Fall mit einbeziehen, damit sie den Umgang mit deiner Krankheit lernen und dich bestmöglich unterstützen können.

paar während einer therapie zur wochenbettdepression

Bei schwereren Fällen wird kurzfristig eine Behandlung mit Medikamenten eingesetzt (Antidepressiva) und/oder ein Klinikaufenthalt angeordnet. Spezielle Mutter-Kind-Kliniken sind ebenfalls sehr hilfreich. Als betroffene Mutter lernst du dort, (wieder) eine gesunde Beziehung zum deinem Kind aufzubauen und zu festigen.

Darüber hinaus sind Besuche einer Selbsthilfegruppe für viele Betroffene ein wirksames Gegenmittel. Hier erfährst du, dass du nicht alleine bist mit der Krankheit und kannst von anderen Müttern lernen sowie Erfahrungen austauschen.

Mit professioneller Hilfe sowie tatkräftiger Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld gelingt es so gut wie allen erkrankten Müttern, sich vollständig zu erholen.

Wochenbettdepression-Test & Hilfe online

Auch online gibt es mittlerweile die Möglichkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es gibt Vereine, Selbsthilfegruppen und sogar einen Selbsttest zur Erkennung einer postpartalen Depression. Dieser soll Schwangeren oder Müttern helfen, ihr derzeitiges Befinden richtig einzuschätzen und festzustellen, ob sie professionelle Hilfe brauchen.

Neben dem Link zum Onlinetest habe ich einige weitere Anlaufstellen für dich zusammengetragen. Scheue dich nicht, dir dort Hilfe zu suchen, bei den Experten, bist du in guten und einfühlsamen Händen:

Selbsttest für Wochenbettdepression

Schatten und Licht e. V. (Selbsthilfe-Organisation zu peripartalen psychischen Erkrankungen)

Deutsches Bündnis gegen Depression e. V. (Informationen zu depressiven Erkrankungen)

Mutter-Kind-Behandlung (Information und Behandlungsmöglichkeiten zu postpartalen Erkrankungen)

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