BabyPlaces stellt vor, Tipps keine Kommentare

BabyPlaces fragt Babyplaces: Das Rosinchen in Berlin

Ein Interview mit dem Rosinchen in Berlin

In Karow-Nord/Berlin-Pankow gibt es ein gemütliches Kindercafé, das im Laufe der Zeit zu einem freundschaftlichem & sehr persönlichem Treffpunkt für viele Eltern geworden ist. BabyPlaces stellt „Das Rosinchen“ in einem Interview vor.

Vor gut zwei Jahren hat sich Stefanie Rosin getraut, ihrer Berufung zu folgen und den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Wie sie es geschafft hat und wie sehr es sie manches Mal schafft, aus ihrem Café einen Ort zum Wohlfühlen für Groß und Klein zu gestalten, verrät sie hier:

Wie sieht das Team hinter dem Rosinchen aus? Betreibst du es mit jemandem zusammen oder ist es ganz allein „dein Baby“?
Ich bin zu 100% „Das Rosinchen“.  Jedes Detail habe ich selbst zusammengestellt, die Möbel eigenhändig gebaut, die Kissen genäht und die Stühle bezogen und lackiert. Da ich mal Innenarchitektur studieren wollte und ganz gut im Handwerklichen bin, konnte alles aus eigener Kraft entstehen. Natürlich haben mich meine Familie und Freunde mit ihrer Hilfe unterstützt, aber das Konzept ist in meinem Kopf entstanden und ich habe es Schritt für Schritt umgesetzt. Alles im Rosinchen hat eine Verbindung zu meiner Familie. Angefangen beim Namen, der Spitzname unserer Familie ist. Dann die Blumenwand, an der die Lieblingsblume meiner Mutter – der Klatschmohn – zu sehen ist. Bis hin zu den Speisen und Kuchen im Café, die allesamt auf Familienrezepten und unseren Vorlieben basieren.

Für den täglichen Betrieb stehen mir 1-2 Aushilfen zur Seite, denn das Tagesgeschäft ganz allein zu schaffen, ist unmöglich.

Bist du selbst auch Mutter?
Ja, ich bin Mutter eines 4jährigen Sohnes und alleinerziehend. Bei der Eröffnung war er gerade mal 2 Jahre alt.

Wie kam es zu deiner Idee, ein Eltern-Kind-Café zu eröffnen? Was war deine Motivation?
Als ich in Elternzeit war, hat mich eine Freundin zum ersten Mal in ein kinderfreundliches Café mitgenommen und ich war sofort angetan davon, dass es hier keine genervten Gesichter gab, wenn mein Baby weinte. Es gab einen Wickeltisch und einfach alles schien auf mich und mein Kind gewartet zu haben. So etwas wollte ich in meiner Ecke Berlins auch haben! Ab dem Zeitpunkt reifte in mir die Idee, nach der Elternzeit nicht mehr zurück in meinen Beruf als Hörgeräteakustikerin zurückzukehren, sondern mich selbständig zu machen.

Vor welchen Herausforderungen hast du in der Anfangszeit gestanden?
Der größte Schritt war eigentlich das völlige Umkrempeln meines bisherigen Lebens. Raus aus dem Angestelltenverhältnis, rein in die Selbständigkeit und ein Quereinstieg in die Gastronomie. Zwar kannte ich mich darin ein wenig aus, weil ich seit meinem 14. Lebensjahr immer wieder in der Gastronomie gejobbt habe. Aber trotzdem war es ein völliger Neustart, von dem ich mir erhoffte, mein Berufs- und Privatleben in Einklang bringen zu können.

Was war dir bei der Auswahl der Location besonders wichtig?
Der Standort ist ja bekanntlich das A und O. Mir war auch der Hauptraum sehr wichtig, weil ich den Spielbereich für die Kinder unbedingt in das Café integrieren wollte. Viele andere Kindercafés machen das anders, aber ich wollte den Eltern ersparen, immer in einen Nebenraum rennen zu müssen, um mal einen Blick auf das Kind zu werfen.

Was macht „Das Rosinchen“ so familienfreundlich?
So einiges trägt dazu bei. Ich zähle mal einfach alles auf, was mir spontan in den Sinn kommt: Notfallwindeln, Babybrei auf der Speisekarte, großer Spielbereich im Café, separater Wickel- und Stillraum, ein schöner Outdoorbereich mit eigenem Spielgarten, eine Tauschbibliothek für Kinder und Erwachsene, Events rund um das Thema Kinder usw.

Bietest du besondere Veranstaltungen an?
Oh ja. Zum Beispiel kommt jeden 1. Samstag im Monat Sandra, eine Friseurmeisterin, ins „Rosinchen“ und bietet einen Kinder-Haarschnitt für 10,-€ inkl. einer leckeren Waffel und einem kleinen Kakao an (Kinder ab 6 Jahren zahlen 12,-€). Außerdem gibt es regelmäßig Vorträge rund um die Kinder-Erziehung, Workshops im handwerklichen Bereich, Flohmärkte und Mittwoch findet vormittags immer das Still-Café unter der Anleitung einer Ärztin oder einer Still-, Trage- und Erziehungsexpertin statt. Ich hoffe, dass ich möglichst bald schon einen Babymassagekurs und einen Babyzeichensprache- Workshop in meinen Räumen anbieten kann. Es bleibt also spannend und lebendig im „Rosinchen“.

Wie sieht dein Alltag aus? Hast du deinen Sohn oft mit im Café?
Mein Sohn hat einen eigenen kleinen Tisch in einer Ecke des Cafés, der immer auf ihn wartet, wenn er bei mir ist und nicht in der Kita oder durch meine Familie betreut ist. An den Wochenenden ist er meist bei mir, da ich ja auch samstags und sonntags geöffnet habe. Er kennt es auch gar nicht anders, weil er ja mit dem „Rosinchen“ aufgewachsen ist.
Unser Alltag ist ganz schön hart. Ich stehe jeden Morgen um 6:30 Uhr auf und um 7:30 Uhr geht´s aus dem Haus. An 3 Tagen in der Woche machen wir noch vor der Kita zusammen die Einkäufe (frische Produkte) und danach setze ich ihn ab. Seine Kita ist auf der andere Straßenseite von meinem Café, so dass ich kurze Wege habe.  Ich fange mit den ersten Vorbereitungen an und schließe um 9:00 Uhr das Café auf. Bis 18:00 Uhr wird durchgearbeitet und danach muss ich noch aufräumen und putzen. Wenn ich fertig bin, hole ich meinen Sohn bei meiner Schwester ab und mache auf dem Nachhauseweg mit ihm oft noch ein paar Besorgungen. Zuhause versuche ich vor dem Zubettgehen noch eine Stunde ganz intensiv mit meinem Sohn zu verbringen. Wenn er schläft, mache ich Buchhaltungssachen und arbeite online weiter. Gegen 1:00 Uhr gehe ich dann schlafen, um fünfeinhalb Stunden später wieder geweckt zu werden. Seit 2 Jahren läuft mein Leben so ab und an einigen Tagen fühlt es sich schon wie in einem Hamsterrad an. Denn auch am Ruhetag des „Rosinchen“ habe ich meist viel zu erledigen: Behördengänge, Arztbesuche, Wareneinkauf, Planungen, Steuer etc… Uff.

Welches war das schönste Feedback, das du je bekommen hast?
Ich habe mal ein Forum für Mütter im Internet geleitet. Wir waren eine Gruppe von 40 Frauen aus ganz Deutschland, die alle im selben Monat ihr Baby erwarteten und uns im Laufe der Zeit immer mehr anfreundeten. Meinen Weg in die Selbständigkeit haben diese Frauen auch miterlebt. Eine der Frauen fing nach der Elternzeit einen Job bei Thomy in Neuss am Fließband an. Dort hörte sie eines Tages, wie sich zwei ihrer Kolleginnen unterhielten und die eine der anderen erzählte, dass sie in Berlin in einem ganz tollen Kindercafé war, das ganz in rot/weiß gehalten war und etwas außerhalb lag. Meine Bekannte aus dem Forum mischte sich in das Gespräch ein und fragte, ob dieses Café zufällig „Das Rosinchen“ war und tatsächlich: es ging da am Fließband in Neuss um mein Café! Unfassbar, oder?
Ich finde es übrigens auch irre, wie viele Leute täglich meine Facebook-Seite verfolgen und dass ich hin und wieder auch Zuschriften aus dem Ausland bekomme. Schon echt ein Hammer, wenn dir fremde Menschen aus Amerika und der Türkei schreiben, weil sie dir zu deinem Café etwas sagen wollen.

Hast du die Entscheidung, ein eigenes Café aufzumachen, jemals bereut?
Nein, bereut nicht eine Sekunde, aber öfter mal in Frage gestellt. Ich weiß nicht, wie viele Tränen ich schon wegen des „Rosinchen“ vergossen habe und wie oft ich schon dachte, dass ich kräftemäßig am Ende bin. Man sagt, dass 30% der Neueröffnungen in der Gastronomie das erste Jahr nicht schaffen und wer zwei Jahre schafft, der hat das Gröbste hinter sich. Nach 3 Jahren hat man sich angeblich am Markt etabliert. Nun dann. Ich werde in einem Jahr mal meine persönliche Bilanz mit meinem „Rosinchen“ ziehen und überprüfen, ob es mit uns weitergehen wird. Es kostet mich viele Opfer und braucht alle meine Reserven auf, aber es ist gleichzeitig auch unbeschreiblich schön und erfüllend, wenn man seine Träume realisiert, sie leben darf und sogar wachsen sieht. Die Kinder auf der Straße kennen alle meinen Namen und ich bin so stolz auf mich, dass ich „Das Rosinchen“ auf die Beine gestellt bekommen habe. Ich kann so viel bewegen und mich selbstbestimmt entfalten – wie viele Menschen können das schon über sich und ihr Leben sagen?

Liebe Steffi, herzlichen Dank für deine Offenheit und den beeindruckenden Einblick in deinen bewegten Alltag! Wir wünschen dir für dich, deine Familie und dein Café weiterhin viel Erfolg und dass du weiterhin die Kraft finden wirst, dein enormes Pensum zu bewältigen!

Über unseren Autor Stevie

Ich bin Stevie, 31 und habe im Juni geheiratet. Bevor ich mich mit meiner Frau in das “Projekt” Familienplanung stürze, gibt es noch ein paar Dinge, die ich übers Elternsein lernen möchte. Vielleicht ist ja das ein oder andere, dass ich dabei lerne auch interessant für Euch.

keine Kommentare

Hinterlasse eine Nachricht